KOBLENZ. Die Biogasanlage im Gewerbepark Boppard-Hellerwald wird 10 Jahre alt. Das will die Energieversorgung Mittelrhein (evm) gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern feiern und lädt ein zu einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 11. Juni. Von 11 bis 17 Uhr öffnet das Unternehmen die Tore für alle, die schon immer einmal wissen wollten, was dort in den kuppelförmigen und gelben Gebäuden so geschieht. „Und auch für diejenigen, die einfach einen schönen Familien-Sonntag mit abwechslungsreichem Rahmenprogramm verbringen möchten, sind wir an diesem Tag vor Ort“, sagt evm-Sprecher Marcelo Peerenboom. Die regionale Feuerwehr wird dort sein, ebenso wie ein Höhenrettungsteam und Landwirtschaftsbetriebe mit ihren beeindruckenden Maschinen. Es gibt Kinderschminken, eine Hüpfburg und Gewinnspiele. „Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt“, verspricht Peerenboom.
Ein Rückblick auf die Anfänge
Schon seit 2013 produziert die evm mit ihrer Tochter, der BEE Bioenergieerzeugung Koblenz, im Hunsrück eigenes Bio-Erdgas – nachhaltig und klimaneutral. Die größte Anlage des Landes Rheinland-Pfalz. Bis zu 60 Millionen Kilowattstunden Energie erzeugt die nun zehn Jahre alte Anlage jährlich. Damit können rund 7000 Haushalte mit Gas und 2000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Dr. Steffen Weil, Leiter Bereich Energieerzeugung bei der evm und, gemeinsam mit Philipp Pinger, Geschäftsführer der Anlage, erinnert sich an die Anfangszeiten: „Der Bau der Anlage war für uns als regionales Energieunternehmen ein strategisch wichtiges Projekt. Ein Meilenstein in unserer unternehmerischen Ausrichtung, um uns neben Wind- und Photovoltaik konsequent auf unsere nachhaltigen Ziele zu konzentrieren. Alles im Sinne einer regional stattfindenden Energiewende. Und diesen Stellenwert hat sie bis heute nicht verloren. Im Gegenteil.“ Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima 2011 die nächste, nachdrücklich anhaltende Debatte um die Energieerzeugung und -nutzung in Deutschland entstanden. „Gerade zu Beginn hatten wir noch einige Hürden zu bewältigen und Verunsicherungen auszuräumen. Bei dieser Größenordnung bleibt das nicht aus. Aber langfristig zeigt sich jetzt, wie sinnvoll es war diese Schritte, mit allen Stolpersteinen, zu nehmen und weiterzumachen“, ergänzt Steffen Weil. „Und das auch mit Blick in die Zukunft.“
Ein Ausblick: Die Zukunft mit Power-to-Gas
Mit Aufnahme des Betriebs bestand die Bio-Erdgasanlage auf dem drei Hektar großen Gelände aus einer Substrat-Annahmehalle, vier Fermentern, drei Gasspeichern mit Gärrestelager, einer Gasaufbereitungsanlage und einem Betriebsgebäude. Alle auch 2023 noch in Betrieb. Zusätzlich wurde im Jahr 2020 eine eigene Photovoltaik-Freiflächenanlage hinzugebaut. Die in der Solaranlage produzierte Strommenge wird zu 100 % zur Deckung des Strombedarfs der Biogasanlage verwendet. Darüber hinaus wird die beim Produktionsprozess entstehende Abwärme zur Beheizung der Fermenter eingesetzt. Prozessoptimierungen gehören laut dem Geschäftsführer zum täglichen Augenmerk: „Es ist kein Geheimnis, dass die Anlage mit hoher Verfügbarkeit laufen muss, um sie wirtschaftlich zu betreiben.“ Ein Beispiel dafür sei die Nachrüstung spezieller Rührwerke, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen. Das erspare z.B. ein kostspieliges Ausbaggern der Behälter, was hin und wieder vorgekommen war, weil sich Gärreste abgesetzt haben. Vor Kurzem wurde ein zusätzlicher Biofilter installiert. Dieser unterstützt die Reinigung der ausgeschiedenen Abluft, in dem sie in den Biofilter geleitet und dort durch Mikroorganismen natürlich gereinigt wird.
Einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Zukunft plant die evm mit dem Bau einer Power-to-Gas-Anlage, wie Dr. Steffen Weil berichtet: „Die Pläne dazu liegen auf dem Tisch. Wir befinden uns in der Phase der Analyse.“ Schon bald könnte das bei der Biogasaufbereitung anfallende Kohlenstoffdioxid (CO2) mithilfe von elektrolytisch erzeugtem Wasserstoff (H2) in synthetisches Gas umgewandelt werden. So wird das bei der Biogasaufbereitung anfallende CO2 verwertet und die Gaserzeugungsmenge erhöht. Eine gute Sache, wie auch das Land Rheinland-Pfalz findet. Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität fördert die Machbarkeitsstudie der evm sowie die Planung des Projekts im Rahmen des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE). „Noch ist die Umsetzung dessen Zukunftsmusik. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir die Pläne auch in die Tat umsetzen können. Passend zum Jubiläum ist das ein Ausblick auf Effizienzsteigerung und Fortführung eines beispielhaften Projekts der Energiewende vor Ort,“ schließt Steffen Weil ab.