Es ist ruhig in der Netzleistelle der evm-Gruppe. In einem geräumigen Büro sitzt Uwe Preuß-Warth an seinem Schreibtisch. LED-Strahler leuchten von der Decke auf seinen Arbeitsplatz, vor ihm ein riesiger Monitor, auf dem einige Karten und Diagramme abgebildet sind. Uwe Preuß-Warth arbeitet in der Netzleitstelle der evm-Gruppe. Er sorgt als Schaltmeister für die Überwachung und die Steuerung der Strom- und Gasverteilnetze der Energienetze Mittelrhein GmbH & Co.KG (enm). Dazu gehört es, geplante Schaltungen durchzuführen und ungeplante Störungen im Netz der evm-Gruppe schnell zu beheben. Ziel dabei ist es, die Verfügbarkeit der Netze zu gewährleisten und durch ein professionelles Entstörungsmanagement die Versorgungsunterbrechung für Kunden und Kundinnen möglichst gering zu halten.
Immer im Einsatz
Um dies zu gewährleisten und um bei möglichen Problemen schnell eingreifen zu können, ist die Netzleistelle 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr besetzt. Auch Feiertage wie Weihnachten bilden hier keine Ausnahme. In einem Drei-Schichtsystem beobachten die Schaltmeister dafür die Netze, setzen geplante Schaltungen um, nehmen Störungsmeldungen an, lokalisieren diese und koordinieren im Störungsfall die Reparaturarbeiten für eine schnelle Behebung. Vor Uwe Preuß-Warth steht ein aus acht 70 Zoll großen Modulen bestehender Monitor, der rund um die Uhr beleuchtet ist. Dieser ist individuell von den Schaltmeistern bespielbar. Gerade zeigt der Bildschirm ein detailliertes Netzabbild des 20-Kilovolt-Netzes der evm-Gruppe. Gemeint ist damit das Mittelspannungsnetz. Dieses ist ein Teil des Stromnetzes und für die elektrische Versorgung von mehreren Ortschaften oder Städten in einer Region verantwortlich. Die Karte bildet dabei jede Umspannanlage, jede Trafo-Station und jede einzelne Leitung des Mittelspannungsnetzes in Echtzeit ab. „Unser Netzabbild stellt den physikalischen Zustand vor Ort dar und gibt uns unter anderem Auskunft über Messwerte, Wirk- und Blindleistung unserer 15 Umspannanlagen“, erklärt Uwe Preuß-Warth. Liegt an einer Leitung eine Störung vor, wird diese auf der Karte rot markiert, fehlt die Spannung komplett, ist der betroffene Bereich weiß. Einige Störungen können direkt von der Netzleitstelle aus behoben werden, bei anderen muss sich ein Kollege die Situation vor Ort ansehen. Die Netzleistellte agiert hier als zentrale Koordinationsstelle.
Jetzt ist Handlungsbedarf
Plötzlich wird die Stille durchbrochen. Ein lauter Gong, ähnlich einer Pausenglocke, ertönt und unterbricht die Ruhe der Nachtschicht. Das bedeutet, dass eine Störung vorliegt. Jetzt ist Handlungsbedarf! Störungen an den Netzen und Leitungen müssen nicht vom Netzbetreiber selbst verschuldet sein, manchmal können auch externe Faktoren wie umgefallene Bäume, das Einwirken von Tieren oder ungewöhnliche Wetterverhältnisse wie Stürme die Leitungen beschädigen. Um das Lautsignal zu beenden, muss Uwe Preuß-Warth einen großen, roten Knopf betätigen. „Damit quittieren wir die Störungsmeldung und signalisieren so, dass sie bei uns angekommen ist und nun bearbeitet wird“, erläutert der Schaltmeister. „Jetzt müssen wir schauen, wo genau die Störung vorliegt und ob wir sie eingrenzen können“, berichtet Uwe Preuß-Warth weiter. Dazu widmet er sich der Karte, die das Netzabbild zeigt. Routiniert scannt er die möglichen betroffenen Bereiche ab. Schnell ist die Störung lokalisiert. Einige Anschlüsse sind im Moment ohne Strom. „Zunächst schaue ich, was ich von hier aus versorgen kann und ob ich die Versorgung der betroffenen Anschlüsse umleiten kann. Anschließend gebe ich der Bereitschaft Bescheid, damit das, was ich von hier aus nicht lösen kann, schnellstmöglich vor Ort behoben wird.“
Störung behoben
Die evm-Gruppe liegt hinsichtlich der Versorgungsunterbrechung unter dem bundesweiten Durchschnitt. Betroffene Anwohner und Anwohnerinnen müssen also im Schnitt kürzer auf Behebung ihrer Versorgungsunterbrechung warten, als im bundesweiten Durchschnitt. Nach wenigen Minuten ist der Kollege an der betroffenen Stelle vor Ort. Uwe Preuß-Warth erteilt als Schaltmeister routiniert einen sogenannte Schaltauftrag, damit der Kollege an der Störungsstelle frei schalten und arbeiten kann. Nun heißt es einige Minuten warten. Nach gerade einmal 15 Minuten kommt dann die Rückmeldung. Störung behoben. Mittlerweile ist es vier Uhr morgens. Uwe Preuß-Warths Schicht dauert noch zwei Stunden, ehe er sich auf den Weg nach Hause machen kann. „Die Arbeit in der Netzleitstelle ist immer wieder spannend. Kein Fall gleicht dem nächsten und man muss jedes Mal aufs Neue schauen, wie man die Störungen beheben kann. Doch das Wichtigste: Ohne Teamarbeit funktioniert hier nichts. Durch unser Schichtsystem sind wir auf eine ausführliche Übergabe angewiesen. Wir müssen uns alle aufeinander verlassen können“, erzählt er. Langsam wird es draußen hell. Die Sonne strahlt durch die Fenster der Netzleitstelle und läutet damit das Ende der Schicht von Uwe Preuß-Warth ein. Sein Kollege steht schon für die Schichtübergabe in den Startlöchern. Uwe Preuß-Warth übermittelt ihm seinen Störungsbericht und bringt ihn auf den neuesten Stand. „Das wars“, sagt er zum Abschied noch. „Meine Nachtschicht ist vorbei“.