Die Energieversorgung Mittelrhein (evm) testet gemeinsam mit der Stadt Koblenz und dem Kompetenzzentrum Innovation des Stadtwerke-Netzwerkes Thüga moderne Smart-City-Lösungen in Koblenz. Dabei werden unterschiedliche smarte Anwendungen in der Löhrstraße, in der Stadtmitte von Koblenz, installiert. Ziel des Projektes ist es, die Emissionswerte in der sogenannten Klimastraße in der Innenstadt zu reduzieren: weniger Parksuchverkehr, weniger Abgase sowie Lärm und mithin mehr Lebensqualität. Das geförderte Smart-City-Projekt soll außerdem zeigen, welche Fortschritte zugunsten des Klimaschutzes sich mit innovativen und digitalen Lösungen in Städten umsetzen lassen.
Weniger Parksuchverkehr durch Smart-Parking-Anwendungen
Wer kennt es nicht: Schnell mit dem Auto in die Stadt zum Einkaufen, für einen Restaurant-Besuch oder ins Kino. Schnell ist dabei aber meist relativ. Denn Parkplätze sind begrenzt und oft schwer zu finden. Das Ergebnis: Autofahrer kurven mehrfach um den Block, um eine geeignete Abstellmöglichkeit für ihr Fahrzeug zu finden. Hier setzt die intelligente Parkraumüberwachung Smart-Parking an. „Ziel ist es, den Parkplatzsuchverkehr in Koblenz zu reduzieren, der momentan zwischen 18 und 25 Prozent des Verkehrs in der Innenstadt ausmacht“, erklärt Claudia Probst, die gemeinsam mit Kathrin Laymann bei der evm für die Smart-City-Projekte verantwortlich ist. Um den Parksuchverkehr zu minimieren und den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten wurden bisher bereits einige smarte Anwendungen in der Klimastraße installiert.
Im Sommer 2020 wurden Parkplätze in einem Teilstück der oberen Löhrstraße (Friedrich-Ebert-Ring bis Rizzastraße) mit insgesamt 44 Bodensensoren ausgestattet. Die smarten Sensoren geben dabei in Echtzeit Auskunft über belegte und freie Parkplätze. Im zweiten Teilabschnitt der Löhrstraße (Kreuzung Rizzastraße bis zum Bahnhofsplatz) sind hingegen Overhead-Sensoren verbaut worden. Diese sind an Straßenlaternen angebracht und können bis zu 100 Parkplätze in der näheren Umgebung erfassen.
Mittels einer anonymisierten Bildanalyse erkennen die Detektionssensoren die Belegung einzelner Parkplätze. Digitale Anzeigetafeln an den Kreuzungen zeigen Autofahrern auf Basis dieser gesammelten Informationen, wie viele Parkplätze noch frei sind. Der Datenschutz ist hierbei vollständig gewährleistet, denn die Sensoren zeichnen weder Videos noch Fotos auf, sondern geben nur Informationen nach dem Muster „belegt“ und „nicht belegt“ weiter.
Saubere Luft für Koblenz
Klimaschutz mit modernen, digitalen Möglichkeiten im Sinne der Luftreinhaltung vereinen: Dieses Ziel möchten die evm und die Stadt Koblenz gemeinsam durch die Erkenntnisse in der Klimastraße erreichen. Dazu trägt der reduzierte Parksuchverkehr und die daraus entstehenden geringeren Emissionswerte bei. Denn der ist mit dafür verantwortlich, dass Koblenz den NOx-Grenzwert in manchen Zeiten überschreitet. Der NOx-Grenzwert gibt dabei Auskunft, wie hoch die Stickstoff- und Feinstaubbelastung in der Luft ist. Das Projekt Smart Parking wird dafür mit Fördermitteln vom Bundesverkehrsministerium mit rund 170.000 Euro aus dem Programm „Saubere Luft“ und dem Fördertopf „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ gefördert.
Welche Technologie steckt hinter den Sensoren?
Die Sensoren zur Parkraumüberwachung in der Innenstadt sind mit der LoRaWAN-Technik ausgestattet. Der Begriff LoRaWAN steht für „Long Range Wide Area Network“. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, in dem Daten über hohe Reichweiten übertragen werden können und das sich über einen großen geografischen Bereich erstreckt. Um die LoRaWAN-Technik in der Innenstadt nutzen zu können, hat die Energienetze Mittelrhein (enm), die Netzgesellschaft in der evm-Gruppe, wichtige Vorarbeit geleistet.
In den vergangenen Jahren haben die Netzexperten bereits leistungsfähige Antennen z.B. auf dem Dach des Schängel-Centers am Zentralplatz Koblenz und auf den beiden evm-Standorten installiert. Bei der Auswahl der Standorte war wichtig, dass die Antennen auf hohen Gebäuden angebracht werden können, damit eine möglichst große Fläche der Stadt damit ausgeleuchtet werden und die Daten der Sensoren flächendeckend aufgefangen werden können. Denn Bäume, Berge oder Gebäude beeinflussen den Empfängerradius.
Bürgerumfrage – Deine Meinung zählt
Um alle Bürger der Stadt in das Projekt einzubeziehen, wurde Ende 2020 eine Umfrage gestartet. „Mit der anonymen Online-Umfrage haben wir insgesamt über 530 Personen erreicht, die ihre Wahrnehmungen, zum Beispiel zur Parkplatz-Situation in der Koblenzer Innenstadt, schilderten“, so Claudia Probst.
65 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die Suche nach einem Parkplatz in der Löhrstraße durch das gezielte Einsetzen moderner Sensorik optimieren und vereinfachen lässt. Die Umfrage dient dabei als wichtiges Instrument, um die Bürger einzubeziehen und das Projekt möglichst transparent zu halten. Bei den Befragten, von denen 90 Prozent ein eigenes Auto mit Verbrennungsmotor besitzen, steht das Thema Mobilität hoch im Kurs. Die absolute Mehrheit der Teilnehmer sieht beim Parkraum und beim Fahrradverkehr in Koblenz den größten Handlungsbedarf. Generell interessiert sich der Großteil der Befragten für die digitale Stadtentwicklung und Smart-City-Anwendungen. „Um einen besonderen Anreiz zu schaffen, damit möglichst viele Personen an der Umfrage teilnehmen, hat die evm in Zusammenarbeit mit der Stadt Koblenz für jeden zweiten registrierten Teilnehmer einen Baum gepflanzt“, erläutert Claudia Probst. Mit dem Verein Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Rheinland-Pfalz e.V. (SDW) konnten so rund 300 Bäume im Koblenzer Stadtwald eingepflanzt werden.
Ausblick
Im weiteren Projektausbau der zukunftsorientierten Klimastraße sind außerdem E-Ladestationen an Straßenlaternen mit innovativem Leistungsbezug, Informationsterminals für Passanten, Verkehrszähler sowie Feuchtigkeits- und Glättesensoren geplant. So sollen künftig auch die Blumenkästen in der Klimastraße smart werden. Dabei sorgen Sensoren für die Messung der Bodenfeuchte, die in den Blumenkästen in der Löhrstraße angebracht werden. Sie melden, wenn die Erde trocken ist, so dass die Fahrten der Gärtner zur Bewässerung optimal angepasst werden können.
„Mit der Klimastraße in Koblenz verfolgen wir das Ziel, eine Smart City erlebbar zu machen und viele Anwendungsbereiche an einem Ort zu vereinen“, berichtet die Projektleiterin. Nachdem die technischen Hilfsmittel installiert wurden, erfolgt über einen Zeitraum von drei Jahren das Messen von Nutzen und Auswirkungen der Klimastraße.
Weitere Infos zum Projekt Klimastraße
Die wichtigsten Infos haben wir in einem kurzen Video auf Facebook für Dich festgehalten. Klicke hier und gelange direkt zum Video.
Weitere Infos findest Du auch in unseren Pressemitteilungen:
Die Pressemeldung vom 01. Juli 2020 findest Du hier.
Die Pressemeldung vom 30. September 2020 findest Du hier.