Smombies

Die Gewinnerinnen besuchen die siebte Klasse des Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz und nutzen seit letztem Schuljahr Tablets im Unterricht. Denn seit 2020/21 werden alle neuen SchülerInnen der Stufe 7 über den Digitalpakt mit iPads ausgestattet. Ihr Projekt für „Jugend forscht/Schüler experimentieren“ trägt den Titel „Schadet die iPad-Nutzung im Unterricht unserer Körperhaltung?“

Der entscheidende Impuls

„Wir haben von der Jugend forscht AG unserer Schule einen Ausflug an die Universität Koblenz gemacht. Dort wurde ein Vortrag gehalten, wie sich die Nutzung Digitaler Medien auf die Körperhaltung auswirkt“, erklären die Freundinnen ihren Beweggrund für das Projekt.

Dieses läuft in Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz, Arbeitsgruppe VisSim – Institut für Medizintechnik und Informationsverarbeitung, MIT Mittelrhein.
„Unser langfristiges Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass man über sein iPad/Smartphone benachrichtigt wird, sobald man eine schlechte Körperhaltung einnimmt, um sich dann wieder aufrecht hinzusetzen.“

 

Das konkrete Vorgehen

Um ihre Fragestellung zu beantworten, haben sich Franziska und Nora ein komplettes Konzept überlegt und umgesetzt. So haben sie ihre Mitschüler aus der fünften, sechsten, siebten und zwölften Klassenstufe mit speziellen, von der Universität Koblenz zur Verfügung gestellten Kameras, während der Nutzung des iPads an zwei Schultagen fotografiert. Zusätzlich haben die beiden Mädchen noch einen digitalen Fragebogen entwickelt, in dem allgemeine Daten wie etwa Körpergröße und Gewicht abgefragt wurden, der aber auch spezielle Fragen zu Kopf- und Nackenschmerzen enthielt. Die Befragten konnten aus fünf Antwortmöglichkeiten auswählen. Die Auswertung der Fotos und Fragebögen erfolgte im Anschluss mit Blick auf die Ausgangsfrage. Dazu nutzten Nora und Franziska SoSci Survey. Das ist ein Online Tool, das auch von der Uni eingesetzt wird. Sie hatten im Rahmen ihres Projektes einen eigenen Zugang erhalten.

evm magazin

 

Nach Probeaufnahmen wurde es ernst, und eine sogenannte „Taktstraße“ aufgebaut. Diese beinhaltete zwei Fotostationen, die einmal Fotos von der Seite (lateral) als auch von vorne (frontal) machten. Dabei sind sehr viele Fotos entstanden: „Ich denke, es waren 60 pro Sekunde“, überlegt Nora.

Es gab drei unterschiedliche Positionen:

1.    Aufrechtes Sitzen auf einem Stuhl mit dem Blick auf einen festen Punkt auf der gegenüberliegenden Seite. Die Probanden durften sich die Haltung des iPads aussuchen, d.h. ob es auf dem Tisch lag oder ob es aufrecht stand.

2.    Das iPad liegt flach auf dem Tisch, die Probanden haben darauf etwas gemalt oder frei geschrieben und schauten dabei auf das iPad.

3.    Position nach freier Wahl und etwas auf dem Tablet schreiben.

Dabei wurden die Fotos gemacht. Bei allen drei Aufnahmen mussten die Fotografierten fünf Sekunden lang die gewünschte Position einhalten.

 

Was dabei herauskam

Die Aufnahmen haben Nora und Franziska auf verschiedene Weise analysiert und ausgewertet. Mit Hilfe eines Laptops haben sie bei jedem Foto Punkte an unterschiedlichen Stellen am Körper gesetzt. Beispielsweise am „C7 (7. Halswirbel von oben), Tragus (Ohr), Kantus (äußerer Augenwinkel), Nasenspitze, Kinnspitze und äußerster Punkt auf jeder Schulter.“ Aus jedem ausgewählten Jahrgang wurden von jeweils drei Probanden drei Fotos frontal und lateral ausgedruckt. Mit farbigen Stiften markierten sie dann die oben beschriebenen Körperstellen. Durch das Verbinden der Punkte entstanden Geraden, die in einem bestimmten Winkel zueinanderstehen und mit dem Geodreieck gemessen werden konnten.

 

Was festgestellt wurde

Es haben insgesamt 56 Probanden teilgenommen, 31 Jungen und 25 Mädchen. Das Durchschnittsgewicht lag bei circa 49 kg, die durchschnittliche Größe bei 1,63 Metern und das durchschnittliche Alter bei 12 Jahren. Eine interessante Feststellung war, dass über 20 Personen nicht wussten, wie ihre Körperhaltung ist. „Uns hat überrascht, dass knapp über die Hälfte der Teilnehmer dachten, ihre Haltung wäre nicht stark gebeugt.“ Ebenfalls auffällig war, dass zwar deutlich über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler kaum an Nackenschmerzen leidet, jedoch nach der Schule zu Hause mehr Schmerzen auftreten als im Unterricht selbst. „50 Prozent der Probanden leidet im Unterricht gar nicht an Nackenschmerzen. Das heißt, dass sie entweder die Schmerzen nicht merken, weil sie konzentriert sind oder die Schmerzen erst später auftreten.“

Weiterhin ist den beiden aufgefallen, dass keiner der Probanden Zuhause nicht am Tablet oder Smartphone ist.
„Die Nutzungsdauer liegt hier bei durchschnittlich zwei bis drei Stunden. Es gibt kaum eine Person, die weniger als eine Stunde am digitalen Gerät ist. Im Gegensatz dazu gibt es über zehn Probanden, die ihr Gerät mehr als drei Stunden pro Tag nutzen.“ Als ein Verbesserungsvorschlag an die Schule empfehlen die beiden Forscherinnern, Tische und Stühle anzuschaffen, die höhenverstellbar sind.

 

Wie es weiter geht

Franziska und Nora werden im April ihre Schule mit ihrem Projekt „Smombies“ beim Landeswettbewerb in Ingelheim vertreten und nehmen am Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz teil. Klar ist für beide, dass sie weiterforschen und haben den Kopf bereits voller neuer Ideen: 

  • Wie entscheidend sind Größe, Gewicht, Geschlecht und Alter der Probanden?
  • Treten nach mehrjähriger Tablet-Nutzung noch größere Haltungsschwächen auf?
  • Gibt es Unterschiede zwischen Links- und Rechtshändern?
  • Haben Sportler weniger Probleme mit Nacken- und Rückenschmerzen als Nichtsportler?

Bleiben wir gespannt auf die Antworten.